Meine Energiewende > Mobility > E-Auto zuhaue aufladen
Kaum etwas polarisiert derzeit wie Elektroautos. Die einen lieben sie, andere hassen sie. Für die einen sind sie das Non-Plus-Ultra-Instrument zur Rettung des Klimas, für andere zählt das in den Akkus verwendete Lithium als Umweltsünde Nummer 1. Die einen schwören darauf und sagen sie hätten nie was Besseres gefahren, andere wiederum bereuen den Kauf.
Das große Problem ist, das man Elektroautos und Verbrenner als direkte Konkurrenten sieht und somit Äpfel mit Kartoffeln vergleicht. Es sind komplett unterschiedliche Technologien, jede mit ihren eigenen Stärken und Schwächen. Wer glaubt seinen Verbrenner-PKW nahtlos durch ein E-Auto ersetzen zu können, der kann fast nur enttäuscht werden. Es kommt immer auf den Einsatzzweck an. Und hat man vielleicht noch die Möglichkeit beide Technologien zu kombinieren, weil man ohnehin zwei Autos in der Familie benötigt, dann kann ein Elektroauto die perfekte Ergänzung sein und seine Vorteile voll ausspielen.
Egal aus welchen Gründen man sich für die elektrische Fortbewegung entscheidet, wer ein solches Vehikel sein Eigen nennt, für den stellt sich zwangsläufig auch die Frage nach dem Aufladen an der heimischen Steckdose. Aber welche Möglichkeiten hat man da? Reicht auch eine einfache Schutzkontaktsteckdose? Oder benötige ich sogar zwangsläufig eine Wallbox? In diesem Artikel werde ich auf die verschiedenen Möglichkeiten, sowie deren Vor- und Nachteile eingehen.
Die Schutzkontakt-Steckdose
Fangen wir mit der wohl einfachsten und offensichtlichsten Möglichkeit an, dem Aufladen an einer bereits vorhandenen Schutzkontakt-Außensteckdose.
Ob in der Garage, oder im Garten, irgendwo hat fast jeder Häuslebauer eine entsprechende Steckdose im Außenbereich an der Wand. Warum diese also nicht fürs Aufladen vom Auto nutzen? Entsprechende Ladeadapter gibt es bereits ab 150 Euro bei Amazon. Auch wenn es sich, auf den ersten Blick, anbietet sein Auto an einer solchen Steckdose zu laden, gibt es hier einiges zu beachten.
Die Ladegeschwindigkeit ist an einer einfachen Haushaltssteckdose äußerst gering. Im Idealfall könnte man hierüber, zumindest theoretisch, mit einer maximalen Leistung von 3600 Watt laden. Rechnet man jetzt noch Umwandlungs- und Ladeverluste mit ein, benötigt selbst der Akku eines Kleinstwagens hier über 10 Stunden um von 0 auf 100% zu kommen. Nicht ohne Grund wird der, aufgrund seiner Form, von vielen Endkunden auch liebevoll "Ladeziegel" genannte 230V Adapter, vom Hersteller auch als Notladekabel bezeichnet.
In der Praxis ergeben sich hier auch noch weitere Probleme. Solche Außensteckdosen, wenn bereits bauseits vorhanden, sind typischerweise über eine NYM-J3x1,5 Leitung zum Sicherungskasten gezogen. Also 1,5qmm Leitungsquerschnitt, für die Nicht-Elektriker unter uns. Oft läuft diese noch über mehrere Abzweigdosen wo Licht und weitere Steckdosen abgegriffen werden. Diese Lasten addieren sich alle auf so das bereits bei geringeren Ladeströmen die Sicherung im Kasten fliegen könnte. Absolut fatale Folgen könnte es haben, wenn am gleichen Sicherungskreis jetzt noch ein Balkonkraftwerk hängt, welches mit voller Leistung einspeist. Dann könnte es zu Überlastungen in den Leitungen kommen, wo die Sicherung nichts von mit bekommt. Kabelbrände wären im schlimmsten Fall die Folge!
Auch sind solche Außensteckdosen häufig gegen unberechtigte Nutzung über einen im Innenbereich befindlichen Lichtschalter abzuschalten. Diese Lichtschalter sind selten für eine Dauerlast von 3600 Watt ausgelegt. Je nach Bauart und Qualität des Schalters würden sich die Kontakte im Schalter, bei einer solchen Dauerlast, so sehr erwärmen, das sie nach kürzester Zeit verschmoren und ausfallen würden. Selbst wenn man am Ladeadapter den Ladestrom begrenzen würde, würde der Schalter das nicht lange überleben. Diese sind meist nur für Dauerlasten im 2- bis 3-stelligen Watt-Bereich ausgelegt. Immerhin ist es ein Lichtschalter, und Beleuchtungen sind nur selten energiehungrig. Und wenn doch, werden sie für gewöhnlich über ein Leistungsschütz geschaltet. Lichtschalter selbst sind dafür schlicht und einfach nicht ausgelegt.
Auch das Kabel selbst kann zur Engstelle werden. Ist der Weg zum Sicherungskasten zu lang, kann die Spannung über die Kabellänge erheblich einbrechen. Je nach verwendetem Notladeadapter kann es sein, das dieser an der Steckdose dann überhaupt nicht mehr funktioniert.
Eine weitere Schwachstelle ist die Schutzkontakt-Steckdose selbst. Auch diese ist nicht für eine Dauerbelastung von 16A (3600 Watt) ausgelegt. Die energiehungrigsten Geräte, die über solche Stecker betrieben werden, sind vielleicht Heißluftgebläse, Untertischboiler oder Induktionskochplatten. Nicht ohne Grund sind solche Geräte meist auf 2000, maximal auf 2500 Watt beschränkt. Selbst bei dieser Last merkt man eine deutliche Erwärmung des Steckers. Bei einer Außensteckdose, wo mit der Zeit witterungsbedingt noch Korrosion hinzu kommt, verstärkt sich dieser Effekt erheblich. Eine Dauerbelastung von 16A würde in Kürze zu einer Zerstörung der Steckdose, sowie des darin befindlichen Steckers führen.
Ist die Außensteckdose weiter vom Parkplatz entfernt, kommt diese ohnehin nicht mehr in Betracht. Verlängerungskabel sind ein absolutes No-go. Selbst wenn diese nicht über öffentliche Geh- und Verkehrswege führen, wäre der Spannungsabfall in der Leitung einfach zu groß. Und wem nicht schon klar ist was mit einer nur halb abgerollten Kabeltrommel, bei großen Strömen passiert, der sollte sich den Artikel zu Elektromagnetismus und Induktion in den Elektrotechnik-Grundlagen durchlesen.
Somit ist der "Ladeziegel" in den meisten Fällen genau das, wofür er vom Hersteller auch gedacht ist. Ein Notladeadapter, wenn man gerade keine andere Möglichkeit hat sein Auto aufzuladen. Möchte man ihn für mehr nutzen, benötigt man zumindest eine spezielle Steckdose, sowie eine eigens dafür abgesicherte Leitung, was uns zur zweiten Möglichkeit bringt:
Die Ladesteckdose
Es gibt spezielle Ladesteckdosen für E-Autos. Und nein, damit meine ich noch nicht die Wallbox, auf diese komme ich erst später zu sprechen. Ich meine Steckdosen in Form und Aussehen einer gewöhnlichen Schuko-Steckdose, nur das diese im Inneren anders aufgebaut sind. Zwar können auch weiterhin normale Schutzkontaktstecker hinein gesteckt werden, doch sind die Kontakte im Inneren der Steckdose wesentlich stabiler ausgelegt. Auch sind diese anders geformt, so das die Auflagefläche, auf welcher sie mit den Pins des Steckers in Kontakt kommen, um einiges größer ist. Dadurch entsteht an dieser Kontaktstelle weniger Wärme und die Dose kann größere Ströme übertragen. Außerdem können hier Leitungsquerschnitte von über 1,5qmm direkt angeklemmt werden.
Solche Steckdosen liegen preislich um die 100 Euro. Eine wesentlich preisgünstigere Alternative stellt der so genannte CEE-Stecker dar, welcher in der blauen 3-Pin-Variante vielen auch vom Campingplatz her bekannt sein dürfte. Entsprechende Steckdosen kosten meist nicht mehr als 10 Euro. Hinzu kommt dann nochmal ein entsprechender Stecker, welcher am "Ladeziegel" umgerüstet werden muss. Nur kann eben dieses Notladegerät dann auch nur noch an eben dieser Dose betrieben werden, insofern man sich nicht gleich noch ein weiteres Adapterkabel von CEE auf Schuko-Stecker baut. Zumindest sind auch jene blauen CEE-Stecker für einen Dauerstrom von 16A ausgelegt.
Ganz gleich für welche Art von Steckdose man sich entscheidet, sollte diese nicht einfach nur als Ersatz für eine bereits vorhandene Außensteckdose angeschlossen werden. Vielmehr sollte eine eigens auf 16A abgesicherte Leitung, mit einem Leitungsquerschnitt von mindestens 2,5qmm, direkt durchgezogen werden. Es versteht sich von selbst das sämtliche hier erwähnten Umrüstarbeiten von einer entsprechend geschulte Fachkraft durchzuführen sind. Gerade bei so großen Strömen können bereits kleinste Fehler in der Ausführung fatale Folgen haben. Und brennt das Haus ab, weil man selbst etwas verpfuscht hat, zahlt keine Versicherung. Im Fall von Personenschäden drohen sogar Haftstrafen.
16A-Drehstrom-Dose
Von der Norm her handelt es sich hier ebenfalls um eine CEE-Steckdose, jedoch in der roten 3-Phasen, 16 Ampere Variante. Gerade in Werkstätten oder Garagen haben viele Hauseigentümer bereits eine oder mehrere solcher Steckdosen, zur Verwendung von Kompressoren, Schweißgeräten, usw., in Betrieb. Hat man also eine solche Steckdose bereits in der Garage, bietet es sich an diese auch zum Laden des Elektroautos zu verwenden. Entsprechende Ladeadapter findet man im Internet, beispielsweise auch bei Amazon. Diese kosten jedoch ein wenig mehr als jene für 230 Volt. Die Preise hierfür gehen meist bei um die 350 Euro los. Dafür können diese Adapter aber auch mit einer weitaus größeren Leistung laden. Immerhin ist hier eine Ladeleistung von ca. 11kW möglich, was auch der Leistung einer kleinen Wallbox entspricht. Ein durchschnittlicher Fahrakku lässt sich damit in ca. 3 bis 6 Stunden, abhängig von seiner Größe, komplett voll aufladen.
Generell sind diese Steckdosen auch für eine solche Dauerlast ausgelegt. Nur bei älteren Exemplaren sollte man dieses zunächst mit Vorsicht genießen. Obwohl die Dosen dafür ausgelegt sind, habe ich es bereits erlebt wie ein 30 Jahre altes Exemplar seiner Gattung, beim Aufladen eines Elektroautos, abgebrannt ist. Immerhin hat sich dieser Schaden lokal nur auf Stecker und Steckdose ausgewirkt, die eine untrennbare Bindung miteinander eingegangen sind. Nur sollten hier nicht unbedingt brennbare Materialien in unmittelbarer Nähe lagern. Auch wenn CEE-Dosen Dauerstromfest sind, kann Korrosion, insbesondere in Feuchträumen, mit steigendem Alter die Funktion einschränken. Man sollte also in Erwägung ziehen diese Dose, insofern schon vorhanden und paar Jahre älter, im Vorfeld durch eine neue zu ersetzen. Wer auf Nummer-Sicher gehen will, dem bleibt nur die eleganteste Variante:
Die Wallbox
Preislich geht es bei den Wallboxen schon im ähnlichen Bereich los, wie die einfachen 3-Phasen CEE Ladeadapter, zumindest was den Gerätepreis anbelang. Jedoch können diese dann auch nicht unbedingt mehr, wenn man davon absieht das man diese fest mit der Wand verschrauben kann. Für eine gute Wallbox muss man schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Hier zahlt man locker zwischen 1000 und 1500 Euro, nur für das Gerät. Hinzu kommen die Kosten für die Installation, welche zwingend von einem Fachbetrieb ausgeführt werden muss, egal ob man selbst von Fach ist oder nicht. Dafür erhält man auch einiges mehr an Funktionalität. So kann eine gute Wallbox mit dem Fahrzeug kommunizieren und den erforderlichen Ladestrom ganz individuell nach Bedarf anfordern. Auch ist bei einigen Wallboxen die Kommunikatoin mit der Smarthome-Zentrale möglich, was gerade bei Hausspeicher-Lösungen interessant sein kann. Denn was bringt es einem das Auto mit einem Strom zu laden, den die Batterie-Wechselrichter im Haus nicht liefern können? Dann würde man, trotz vollem Akku, in den Netzbezug gehen. Damit das nicht passiert, könnte die Smarthome-Zentrale die Wallbox runterdrosseln, damit immer nur mit einem Strom geladen wird, der auch von dem "Sonnenakku" geliefert werden kann.
Abgesehen davon das eine Wallbox immer durch ein Elektrofachbetrieb, dessen Elektriker bei den Energieversorgern registriert ist, installiert werden muss, ist auch immer eine Anmeldung oder Bekanntgabe beim Energieversorger erforderlich. Das unterscheidet sich je nach Maximalleistung.
1. Wallboxen bis 11kW Leistung: Diese müssen dem Energieversorger, vor Inbetriebnahme, bekannt gemacht werden. Dieses bedarf einer einfachen Anmeldung, eine Zustimmung ist nicht erforderlich. Es geht lediglich darum das der Energieversorger Bescheid weiß das im lokalen Endverteilernetz zukünftig ein höherer Energiebedarf erforderlich sein könnte. Gegebenenfalls könnte der Versorger dann noch reagieren und nachrüsten, wenn der Transformator nicht ausreichend dimensioniert sein sollte, bevor beim Nachbarn die Lichter flackern.
2. Wallboxen über 11kW Leistung: Hier muss der Energieversorger dem Betrieb zustimmen. Die Anmeldung kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Gegebenenfalls kann der Energieversorger auch regulierend in den Betrieb eingreifen und die Leistung drosseln, wenn die erforderliche Energie gerade nicht zur Verfügung steht. In jedem Fall wird der Energieversorger prüfen ob Trafos und Leitungen, inklusive dem Hausanschluss, überhaupt ausreichend dimensioniert sind. Gegebenenfalls muss hier auf eigene Kosten nachgerüstet werden. Daher ist es unbedingt erforderlich, dieses bereits im Vorfeld abzuklären.
Egal für welche Wallbox-Leistung man sich auch entscheidet, die Installation durch einen registrierten Elektriker ist immer erforderlich. Ohne diesen ist nicht einmal die Bekanntgabe einer kleinen Wallbox beim Versorger möglich. Also wenn die Wallbox nicht an einer reinen Photovoltaik-Inselanlage betrieben wird, ohne jedwede Netzverbindung, dann kommt man um den professionellen Montageservice nicht drum herum. Allerdings gibt es hier auch schon recht preisgünstige Komplettpakete, wo Anmeldung und Montageservice schon mit drin sind, teilweise auch direkt von den Energieversorgern selbst.
Fazit:
Wer ein kleines Elektroauto sein Eigen nennt, ohnehin eine Steckdose direkt am Parkplatz hat und nur wenige Kilometer am Tag zurück legt, für den kann es interessant sein einen Notladeadapter zu verwenden, wenn dieser denn runter gedrosselt wird. Große Sprünge schafft man damit jedoch nicht.
Mehr Leistung holt man aus einer roten CEE-Drehstrom-Dose heraus, sollte die bereits vorhanden sein. Dann eignet sich diese hervorragend als preiswerte Alternative zur Wallbox, da man hier zumindest die Installationskosten, sowie die Anmeldung beim Netzbetreiber spart.
Ist beides nicht vorhanden oder möglich, sollte man sich überlegen direkt zu einer Wallbox zu greifen. Denn dann müssen ohnehin neue Leitungen gelegt und Sicherungen gesetzt werden. Und wenn man sowieso schon die Installationskosten tragen muss, macht es durchaus Sinn sich statt einer Lade- oder CEE-Dose, direkt eine Wallbox installieren zu lassen. Immerhin erhält man dann bei verhältnismäßig überschaubaren Mehrkosten, einen erheblich größeren Funktionsumfang.