Elektrotechnik Grundlagen > Sicherheit an erster Stelle: Vorsichtsmaßnahmen bei Arbeiten an elektrischen Systemen
Das Arbeiten an elektrischen Systemen kann gefährlich sein, wenn nicht die richtigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Stromschläge und elektrische Brände sind ernsthafte Gefahren, die vermieden werden können, wenn die richtigen Sicherheitsprotokolle eingehalten werden. In diesem Artikel werden wir uns mit den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen befassen, die bei Arbeiten an elektrischen Systemen beachtet werden sollten. Vergesst nie die Worte eines weisen Mannes: Strom kann dich lebensgefährlich umbringen und macht hässlich.
Vorbereitende Vorsichtsmaßnahmen
1. Fachkunde und Ausbildung
Bevor ihr euch überhaupt an Arbeiten an elektrischen Systemen wagen, ist es von größter Bedeutung, dass ihr über die erforderliche Fachkunde und Ausbildung verfügen. Elektrische Systeme können äußerst komplex sein, und das Arbeiten mit ihnen erfordert ein tiefes Verständnis der Elektrizität, der Sicherheitsstandards und der örtlichen Vorschriften. Solltet ihr keine entsprechende Ausbildung besitzen, solltet ihr dringend einen qualifizierten Elektriker hinzuziehen. Bereits kleinste Fehler können euch und eure Mitmenschen gefährden und sogar töten.
2. Ausschalten der Stromversorgung
Bevor ihr mit Arbeiten an elektrischen Systemen beginnen, stellt sicher, dass die Stromversorgung vollständig abgeschaltet ist. Dies kann bedeuten, dass ihr den Hauptstromschalter im Sicherungskasten ausschalten oder die entsprechenden Sicherungen herausnehmen müsst. Vergewissert euch, dass die richtigen Schaltungen deaktiviert sind und testet Sie, ob tatsächlich kein Strom fließt, indem ihr ein geeignetes Testgerät verwenden.
3. Verwendung von geeignetem Werkzeug
Ein Phasenprüfer signalisiert zwar die Betriebsspannung in Hausnetzen, von 230 Volt, schlägt aber auf niedrigere Spannungen nicht mehr deutlich an und sein Glimmen ist auch in hellen Umgebungen teilweise nicht mehr gut zu erkennen. Daher ist dieser nur bedingt geeignet. Besser ist, zum prüfen ob die Stromversorgung ausgeschaltet ist, der Einsatz eines Multimeters, oder eines Duspol. Den Benning Duspol nenne ich gerne das Stethoskop des Elektrikers. Es gehört in jede Werkzeugkiste und ist ein wahres Multitalent. Es deckt sämtliche, im Haushalt gebräuchlichen Spannungen bei deren Messung ab, signalisiert Drehrichtung in 3-Phasen-Systemen, vereint sämtliche Grundfunktionen eines Multimeters und eignet sich zum Testen von RCD-Schutzschaltern mit einem Auslösestrom von 30mA.
Auch die Isolation aller weiterer Werkzeuge ist von entscheidender Bedeutung, selbst wenn im betroffenen Stromkreis alles abgeschaltet ist, besteht die Gefahr versehentlich benachbarte Stromkreise zu berühren, sollten diese nicht ordnungsgemäß abgedeckt sein. Auch kann ein Werkzeug aus der Hand fallen und Kurzschlüsse auslösen. Gerade bei Arbeiten an Energiespeichersystemen, lassen sich die Akkuzellen überhaupt nicht ausschalten und der Einsatz von ungeeignetem und unisoliertem Werkzeug kann hier katastrophale Folgen haben. Achtet bei der Isolierung von Werkzeugen darauf das diese auch für Elektriker geeignet sind. Die entsprechende Schutzklasse, sowie die Höchstspannung, bei der diese Werkzeuge zum Einsatz kommen dürfen, ist auf der Isolierung immer angegeben. Fehlt diese Angabe, ist es nicht geeignet! Ein Schlagschraubendreher mit Holzgriff oder eine Billigzange aus dem Aldi-Werkzeugkoffer, mit Gummiüberzug, eignen sich daher nicht. Spart nicht bei etwas, wo vielleicht euer Leben dran hängt.
4. Verwendet geeignete Schutzausrüstung
Schützt euch selbst, indem ihr geeignete Schutzausrüstung tragt. Dazu gehören isolierende Handschuhe, Schutzbrillen und, falls erforderlich, spezielle Elektrikerbekleidung. Diese Ausrüstung kann dazu beitragen, Verletzungen zu verhindern und Ihre Sicherheit zu gewährleisten. Auch hier gilt das gleiche wie für Werkzeuge. Schutzklassen, sowie zulässige Spannungen, sind auf der Schutzkleidung angegeben. Fehlt diese Angabe, ist sie ungeeignet. Ein Maurerhandschuh eignet sich daher nicht!
5. Isolation von Teilen des Systems
Es ist ratsam, den Bereich, an dem ihr arbeitet, zu isolieren, indem ihr Barrieren oder Absperrungen errichtet, um Unbefugten den Zugang zu verwehren. Dies verhindert unbeabsichtigte Berührungen von elektrischen Komponenten. Auch sollten benachbarte Schaltungen, insofern diese nicht abgestellt werden können, mit Gummimatten abgedeckt werden. Geeignete isolierende Gummimatten gibt es im Fachhandel. Und auch hier wieder, geeignet nur mit Schutzklasse und Aufdruck. Die Gummifußmatte aus dem Auto eignet sich nicht.
6. Prüfung der Werkzeuge und Ausrüstung
Vor jeder Arbeit an elektrischen Systemen solltet ihr sicherstellen, dass Ihre Werkzeuge und Ausrüstung in einwandfreiem Zustand sind. Handschuhe prüft ihr am besten indem ihr sie aufblast und vom Ärmel an einrollt. Kann die Luft dennoch entweichen, sind sie beschädigt und dürfen nicht mehr verwendet werden, da durch eben dieses Loch auch ein Lichtbogen ins Innere gelangen könnte. Beschädigte Kabel, defekte Werkzeuge oder mangelhafte Isolierung können gefährlich sein. Verwendet nur qualitativ hochwertige und geeignete Werkzeuge. Welche Werkzeuge geeignet sind, habe ich in Punkt 3 bereits ausführlich beschrieben.
7. Feuerlöscher bereithalten
Im Falle eines elektrischen Brandes ist es unerlässlich, sofort handeln zu können. Haltet daher immer einen geeigneten Feuerlöscher in Reichweite, der für Brände in elektrischen Anlagen geeignet ist. Dieses wären CO2 oder Pulverlöscher. Welchen Typen ihr verwendet hängt von den Räumlichkeiten ab. CO2-Löscher entziehen dem Feuer den Sauerstoff, können aber in engen und schlecht belüfteten Räumen zum Ersticken führen, wenn man selbst keinen Sauerstoff mehr zum Atmen hat. Pulverlöscher hingegen decken den Brandherd ab. Das feine Pulver verteilt sich dabei jedoch in sämtliche Ritzen und lässt sich nur schwer wieder entfernen. Ist daher für saubere und sterile Umgebungen ein Problem. Schaum- und Wasserlöscher eignen sich nicht, da ihr Löschmedium elektrisch leitend ist.
8. Überprüfung vor Wiedereinschaltung
Bevor ihr die Stromversorgung wieder einschaltet, überprüft sorgfältig alle Verbindungen und stellet sicher, dass alle Komponenten ordnungsgemäß installiert und isoliert sind. Prüft jedes Schraubterminal ob alles richtig fest ist. Eine unsachgemäße Wiederinbetriebnahme kann gefährlich sein. Schaltet mehrere Stromkreise nacheinander ein und prüft jeden einzelnen ob alles richtig funktioniert, bevor ihr den nächsten einschaltet. Neu installierte RCD sind bei der ersten Inbetriebnahme mit einem geeigneten Testgerät auf einwandfreie Funktion hin zu überprüfen. Bei neu installierten Stromkreisen ist, noch vor Inbetriebnahme, der isolationswert mit einem geeigneten Isolationstester zu prüfen.
9. Schulung und Kommunikation
Wenn ihr nicht allein arbeitet, stellt sicher, dass alle beteiligten Personen über die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen. Die Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und die Sicherheit zu gewährleisten.
Verhalten im Notfall
Kommt es, trotz Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen, zu einem Unfall, ist es von äußerster Wichtigkeit schnell und sicher zu handeln, wobei man niemals sich selbst in Gefahr bringen sollte.
Im Fall eines elektrischen Schlags fließt Strom durch den Körper, welcher dazu führt das sich Muskeln unkontrolliert verkrampfen. Das kann es, für die betroffene Person, unmöglich machen die entsprechenden Teile wieder los zu lassen. Bekommt ihr sowas bei jemand anderem mit, versucht NIEMALS ihn mit den Händen da weg zu ziehen. In so einem Moment ist die betroffene Person selbst ein elektrisch leitendes Bauteil und ihr würdet nur selbst anfangen, zusammen mit ihm, zu 50 Herz zu tanzen.
Versucht in erster Linie schnell den Strom abzuschalten, oder zieht den Stecker raus. Oder benutzt ein geeignetes, isoliertes Werkzeug um die Person aus dem Gefahrenbereich zu ziehen. In jeder gut ausgerüsteten Elektrowerkstatt hängt ein Rettungshaken an der Wand, der auch für Hochspannung ausreichend isoliert ist und womit man die betroffene Person zurück ziehen kann. Hat man sowas nicht zur Hand würde sich auch ein Besen mit Holzstiel hervorragend eignen. Notfalls tretet die Person da weg, die Schuhsohle sollte einigermaßen isolieren und ein paar gebrochene Rippen sind immer noch besser als der Tod. Aber, ich betone es nochmal, fasst die Person niemals direkt an! Und auch jemand der umfällt, kann weiterhin krampfhaft das beschädigte Kabel festhalten. Daher ist die Unterbrechung der Stromversorgung immer die erste Wahl.
Nach einem elektrischen Schlag gilt es zu beurteilen was passiert ist. Spannungen unter 60 Volt gelten im allgemeinen als unbedenklich, wobei es auch da drauf ankommt welchen Weg der Strom durch den Körper genommen hat. Fließt dieser nur durch die Hand, weil zwei Finger zwei Bauteile mit verschiedenem Potential berühren, tut das zwar weh, es passiert aber in der Regel nicht viel. Erfolgt der Stromfluss von der Hand zum Fuß, am Herzen vorbei, ist höchste Vorsicht geboten. Es könnten selbst Stunden später noch Herzrhythmus Störungen auftreten, die zum Tod führen. Auch leiten nasse Hände den Strom wesentlich besser in den Körper hinein als Trockene mit dicker Hornhaut. Weiter kann durch den elektrischen Schlag die Körperchemie empfindlich gestört werden was dazu führt das Nervensignale nicht mehr richtig übertragen werden. Bei Spannungen über 60 Volt ist ohnehin der Spaß vorbei. Hierbei, oder im Zweifel, sollte man sich stets ins Krankenhaus begeben oder den Rettungswagen rufen. Besser 24 Stunden zur Beobachtung mit Elektrolyten aus dem Schlauch versorgt werden, als abends einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen.
Fazit:
Arbeiten an elektrischen Systemen erfordern ein hohes Maß an Verantwortung und Vorsicht. Die Einhaltung der oben genannten Vorsichtsmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden. Wenn ihr unsicher seid oder keine entsprechende Ausbildung besitzt, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eure Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen, wenn es um elektrische Arbeiten geht.